Ottheinrich Bibel
Regensburg, 15./16. Jahrhundert – Bayerische Staatsbibliothek, München, Cgm 8010/1.2
Man nennt Sie die Königin der deutschen Bibeln. 100 Jahre vor Luthers Bibelübersetzung, um 1425, begann die Entstehungsgeschichte der achtbändigen frühneuhochdeutschen Handschrift. Prachtvoll in Gold und kostbaren Farben von zwei Regensburger Meistern illuminiert, geriet die Bibel zum Prunkstück der Heidelberger Bibliotheca Palatina von Kurfürst Ottheinrich von der Pfalz. 1530 bis 1532 ließ Ottheinrich die vorgesehene Bildausstattung im Renaissance-Stil vollenden.
Chansonnier de Jean de Montchenu
Frankreich, um 1475 – Bibliothèque nationale de France, Ms. Rothschild 2973
Um 1475 wurde diese Handschrift, eine Sammlung italienischer und französischer Liebeslieder (sowie eines spanischen), für Jean de Montchenu, Adeliger, Apostolischer Protonotar, Bischof von Agen (1477) und Viviers (1478-1497), geschaffen. Wie leicht vorstellbar, ist bereits die herzförmige Kontur der Handschrift eine Rarität. Einzigartig jedoch sind die bei ihrer Öffnung sichtbare Darstellung zweier verbundener Herzen und das reichhaltige Dekor. Die Lieder sind das Werk einiger der besten mittelalterlichen Tondichter und Musiker.
Das Stundenbuch des Gerard David
Brügge 1484-86 – Real Biblioteca del Monasterio de San Lorenzo de El Escorial, Ms. Vitrinas 12
Weit über 500 Jahre liegt die Erstellung des Stundenbuches von Gerard David in Brügge für den heutigen Betrachter zurück. Gerard David war der führende Kopf in einem kleinen Konsortium von Künstlern, die das Stundenbuch zu gestalten hatten. Exzeptionelle Buchmaler arbeiten unter seiner Ägide zusammen, ein einmaliger künstlerischer Entstehungsprozess prägt den Codex. Gerard David, um 1460-1523, ist der letzte in der Reihe der großen altniederländischen Maler des 15. Jhs. Nur drei Handschriften sind erhalten, an denen Gerard David beteiligt war, so das Stundenbuch von 1486.
Breslauer Psalter
Breslau, um 1265 – Cambridge, Fitzwilliam Museum, Ms. 36-1950
Der Breslauer Psalter steht exemplarisch für die Mobilität der mittelalterlichen Künstler und den kulturellen Austausch zwischen Ost und West, Nord und Süd. Deutsche Schreiber haben den Text geschrieben. Ein aus Padua stammender Buchmaler, der Meister des Giovanni di Gaibana, hat als Hauptmeister dem goldglänzenden Psalter sein unverkennbar italo-byzantinisches Gepräge verliehen. Nach seinen Vorgaben arbeitete ein ganzes Team von schlesischen Buchmalern. In der von ihnen geschaffenen Bildwelt verbinden sich Goldhintergründe und östlich inspirierte Kuppeldächer mit dem abendländischen Formenrepertoire. Insulares Flecht- und Blattwerk ist hier ebenso zu finden wie französisches Fleuronnée.
Die Savoy Hours
Paris, 1335-40 – New Haven, Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Beinecke Ms. 390
Es ist ein Stundenbuch mit Vorbildcharakter. Geschaffen wurde es für Blanche von Burgund, die Enkelin des heiliggesprochenen Ludwig IX., in der Werkstatt des Jean Pucelle. Schon damals muss das Werk dank des Ausstattungsreichtums und der Anzahl künstlerisch hochstehender Miniaturen Aufsehen erregt haben. Pucelles feingliedrige gotische Figuren agieren vor ungemein abwechslungsreichen Hintergründen, die z. B. durch goldene Gitternetze, goldene Ranken oder golden strahlende Quadrate verziert sind.
Das Passauer Evangelistar
Passau (Augustinerchorherrenstift St. Nikola), ca. 1170/80 – München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 16002
Ein Evangelistar enthält die für den Gottesdienst benötigten Lesungen (Perikopen) aus den vier Evangelien, die entsprechend dem Kirchenjahr kalendarisch angeordnet sind. Golden und silbern funkeln die Miniaturen und Initialen zum Schmuck der Evangelien-Lesungen und dokumentieren auf diese Art und Weise den Zusammenhang von christlichem Kultus und hoher Buchkunst in romanischer Zeit. Das Passauer Evangelistar ist das kongeniale Werk zweier Buchmaler, die lagenweise die Miniaturen und den Initialschmuck geschaffen haben. Nach den Sujets ihrer Hauptminiaturen werden sie als „Petrus-Meister“ und „Ecclesia-Meister“ benannt. Bei näherem Hinsehen lassen sie sich in Stil und Detail deutlich unterscheiden. Beide zeichnen auf ihre Art verantwortlich für Kraft und Ausdrucksstärke romanischer Kunst in monumentalen Miniaturen.
VORTRAG 1
Dr. Susan M. Weinert
Bibliotheca Rara
VORTRAG 2
Matthias Krüger
Quaternio Verlag
VORTRAG 3
Matthias Krüger
Quaternio Verlag